Hallo Dierk,
Ich finde deine Algengeschichte schon interessant, kann allerdings deine Kalkulation selbst nicht nachvollziehen:
Ich zahle in etwa 120 € für die Algen, habe beste Versorgung, reicht 200 Tage und braucht wenig Platz.
Die Algen in deinen Links kosten ca. 50€ bzw. knappe 80€ pro kG.
Ein kG Proteine liefert einem Erwachsenen Mann ca. Energie für 1,5 Tage (1kG Protein enthält +- 3500kCal, Tagesbedarf ist 2000 - 2500kCal).
Nach meiner Überschlagsrechnung sollte jede Tagesration dann ab 35€ Kosten - wo liegt da der Fehler in meiner Rechnung - hast du eine (viel) billigere Quelle ?
Ich würde nämlich auch gerne diversifizieren, denn ich bin mit meinen - von allem - Weizenvorräten immer noch etwas einseitig aufgestellt (Kaninchenzucht mal beiseite).
Vor kurzem habe ich auch noch etwas Mais aufgestockt (Maisfeld Nachlese - einige hundert kG Futtermais). Enthält ähnlich viel Energie wie Weizen, allerdings in anderer Zusammensetzung. Glutenfrei. Kann ggf auch als Hühnerfütter dienen und ist derzeit am einfachsten zu beschaffen und haltbar zu machen (am geschälten Kolben trocknen lassen)
Kurz noch einmal die Kosten der Nahrungsbevorratung für eine Tagesration (2500KCal Energie ) einfacher haltbarer Lebensmittel im Vergleich - so wie ich sie derzeit sehe:
Algen: ca. 35€ (optimistisch mit 100% Protein bzw. Stärke - Energiegehalt ähnlich - angenommen, Preis aus Link, ca. 650g/Tag)
Weizen: ca. 0,2€ (650g/Tag bei 300€ pro Tonne beste Qualität (Brotgetreide) im Landhandel)
Nudeln aus Hartweizen: ca. 0,6€ (650g/Tag bei 39Ct/500g)
Speiseöl: ca. 0,70€ (ca 0,5l bei 1,30€/l - mit 0,9kG angenommen)
Dosenfleisch: ca. 4,00€ (500 - 600g , angenommen mit 7€/kG)
Müsliriegel (MRE /EPA des kleinen Mannes): ca. 3,00€ (600g, 5€/kG die Billigmarke von Penny)
Der Tagespreis für einen haltbaren Lebensmittelvorrat sollte also pro Person bei etwa 1 - 2€ hinzubekommen sein. Hochwertige Nahrungsmittelergänzungsmittel (Algen ? ) sollte man natürlich auch bevorraten, die sind natürlich auch teurer.
Ausdrücklich NICHT berücksichtigt habe ich Vitamine, Mineralien, Spurenelemente etc. für die ich separate Quellen vorgesehen habe. (Trocken, frisch, Selbstanbau etc.)
GRUNDSÄTZLICH kommt man bei der Langzeitbevorratung kaum daran vorbei nicht verarbeitete Nahrungsmittel zu bunkern, da diese
- um Welten günstiger
- viel länger haltbar
- in Grossgebinden beziehbar sind (= schneller Aufbau eines Vorrats)
Wenn die Nahrungsmittel - Vorratsbeschaffung (Langzeit) schnell und günstig gehen soll dann sollte man sich:
- zuerst auf das Überlebensnotwendige konzentrieren (Energielieferanten Getreide, etc.), ggf. diese im
Landhandel beziehen (Baywa etc.)
- dort nicht erhältliche Grossgebinde (Salz, Zucker, ÖL, etc.) z.B. in der Metro holen- (Tagesausweis beantragen),
dort fällt ein Grosseinkauf auch nicht auf
- erst wenn das erledigt ist ins Detail gehen und die Vorräte diversifizieren
- Lagertonnen beschaffen, z.B. 200l - Fässer aus Metall (Regale sind für wirklich grosse Vorräte ungeeignet)
- Getreidemühle, Trockenhefe (Fermipan) etc., diverse Backzutaten (z.B. bei http://www.backstars.de)
Ganz ausdrücklich möchte ich empfehlen einmal den Taschenrechner zur Hand zu nehmen und durchzukalkulieren welche Unmengen an Lebensmitteln z.B. eine vierköpfige Familie im Jahr verzehrt.
Es gab hier im Forum schon Bilder von Regalen stolzer Bevorrater die ich - mit verlaub - nur als 'niedlich' bezeichen kann.
Eine Famile mit zwei Kindern z.B. benötigt MINDESTENS 700kG Trockenvorräte (z.B. Nudeln) pro Jahr. Sobald man Konserven einlagert geht das wegen des Wassergehalts in den Tonnenbereich. Allein ein Monatsbedarf kommt da auf deutlich über 100kG, ein Gefrierschrank / Kühltruhe ist somit ratzfatz leergegessen. Für den ders nicht glaubt am Beispiel Nudeln:
Tagesbedarf einer Familie mit zwei Kindern:
Energieverbrauch Vater 2500kCal, Mutter 2000kCal, Kinder 2x je 1250kCal = 7000kCal, was dem Energieinhalt von 2kG Nudeln (reine Trockenmasse) entspricht. Pro Monat also 60kG. Ohne Flüssigkeit, ohne Obstkonserven, ohne Gemüse und Fleisch (was auch Wasser enthält). Ernährt man sich dagegen von Fertiglasagne dann gehen 200kG pro Monat weg.
Ich wage zu behaupten dass kaum ein Normalbürger überblickt welche Mengen an Nahrungsmitteln von der eigenen Familie ständig konsumiert werden. Die Logistik funktioniert ja.
Aber genau bei der Logistik sehe ich das Problem auf uns zukommen:
Kurz nach Fukushima standen weltweit die Bänder der Autoproduzenten still - nur weil ein paar Kleinteile aus Japan abgingen.
Unsere Lebensmittelindustrie ist da nicht anders aufgestellt - Die Logistikketten sind unendlich unendlich kompliziert und lang.
Das fängt bei Saatgut und Düngerproduktion an, geht über die Strom / Erdölabhängigkeit der Erzeugerbetriebe und dem Bedarf an Ersatzteilen für die hochtechnisierten Anbaugeräte.
Die Weiterverarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte findet heutzutage nur noch in weit entfernten Grossbetrieben statt, an Stelle einer Lagerhaltung werden die meisten Erzeugnisse quer durch zig Länder gekarrt.
Vor Ort produzieren dann spezialisierte Betriebe den Bedarf für halb Europa. Fahren plötzlich keine Lkw dann ertrinken die Spanier und Niederländer in Gemüse, während man in Deutschland auf Fleisch und Milch und Joghurt sitzen bleibt.
Vom Ideal der regionalen, saisonalen Versorgung haben wir uns dank Europa derart meilenweit entfernt, so dass man im Krisenfall (wie geartet auch immer - keine Kreditvergabe an Erzeuger und Lieferanten genügt da schon) schon mit einer längeren Umstellungsphase mit einer Nahrungsmittelknappheit in Folge rechnen muss.
Geschickt angestellt kann man sich darauf mit relativ kleinem finanziellen Aufwand vorbereiten. Daher bitte unbedingt RECHNEN. Weder Luxuslösungen noch riesige Umverpackungen ala Cornflakes machen einen Magen voll. Mit 1-2€ pro Tagesration sollte man hinkommen.
viele Grüsse
Markus