Fracking: Ein Spiel mit wenigen Gewinnern und vielen Verlierern
von Andr Doerk
Liebe Leserin, lieber Leser,
Es muss nicht immer Gold sein, was glänzt. Fracking Sand ist das beste Beispiel dafür. In den USA boomt die Nachfrage, wodurch die wenigen börsennotierten Anbieter allesamt deutliche Kursgewinne verzeichnen konnten. Doch auch aus Kanada ist eine steigende Nachfrage zu verzeichnen. Wenn man berücksichtigt, dass sich gerade die Shale-Gas-Industrie im Westen Kanadas immer noch in einer frühen Phase befindet, sollte der Boom - auch am Aktienmarkt - über kurz oder lang auch nach Kanada übergreifen.
US-Fracking: Rund 95% der Fracking-Aktivitäten finden in den USA in den markierten Gebieten statt.
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Quelle: EIA
Kaum ein anderes Verfahren in der Gewinnung von Rohstoffen ist so umstritten wie das Fracking. Hierbei wird unter hohem Druck ein Chemikalien-Cocktail gemeinsam mit Sand in die Bohrlöcher gepresst, um in den Löchern die umliegenden Strukturen aufzubrechen. Durch die Risse, die durch den sich absetzenden Sand offengehalten werden, können anschließend Öl und insbesondere Gas entweichen. Diese Kurzbeschreibung ist zugegebenermaßen stark vereinfacht, das Prinzip sollte aber klar sein.
Die langjährigen Börsianer unter Ihnen werden sich noch erinnern: Die Fracking-Euphorie war nach der Jahrtausendwende grenzenlos. Endlich konnte im Gestein gebundenes Öl und Gas „befreit" und gefördert werden. In den USA wurde die baldige Energieunabhängigkeit ausgerufen und Fracking-Produzenten feierten wahre Kursfeuerwerke.
Fracking: Ein Spiel mit wenigen Gewinnern und vielen Verlierern
Wie so häufig folgte auf die Party aber die Ernüchterung. Denn nur ganz wenige Fracking-Produzenten konnten langfristig überhaupt überzeugen und Geld verdienen. Schuld daran waren die viel zu optimistischen Förderprognosen, die nur in den wenigsten Fällen eingehalten werden konnten. Denn wie sich herausstellte, sank die Produktivität vieler Fracking-Quellen erschreckend schnell ab. Mir sind Beispiele bekannt, wo die Förderrate nach einem Jahr nur noch bei 10% der anfänglichen Produktivität lag. Das Unternehmen hatte zuvor aber mit 85% kalkuliert.
Um die Verluste aufzufangen, mussten fast die Einkünfte reinvestiert werden. Entweder gleich in neue Quellen oder vielfach auch in die ständige Optimierung produzierender Quellen. So konnten viele Fracking-Produzenten zwar jahrelange Umsatzsteigerungen vorweisen, ohne aber für die Aktionäre Gewinne erwirtschaften zu können.
Gasproduzenten waren zusätzlich noch von einem stark fallenden Gaspreis betroffen. Da viele Produzenten „Dry Gas" als Abfallprodukt zu jedem, beliebigen Preis abgegeben haben wurde so das Angebot nicht an den sinkenden Preis angepasst. Im Gegenteil: Noch mehr Überangebot führte zu noch niedrigeren Preisen. Erst im Jahr 2012 kam die lange erhoffte Wende.
Marktbereinigung: Die Anzahl der aktiven Bohrgeräte ist deutlich zurückgegangen. So konnte sich der Gaspreis von seinem Tief Anfang 2012 auch wieder deutlich erholen.
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Quelle: EIA
Fracking: Kinderkrankheiten inzwischen ausgeräumt...ABER
Inzwischen ist die Industrie erwachsen geworden und die unrealistischen Hoffnungen gehören der Vergangenheit an. Deshalb ist Fracking auch wirtschaftlich wieder interessant geworden: Der Gaspreis hat sich nach längerer Bodenbildung um 2,00 US$ inzwischen bei 3,90 US$ je mm BTU eingependelt.
Neue Projekte werden in Angriff genommen und rechnen sich wieder dank realistischerer Akquisitionskosten. Aber auch viele, alte Projekte werden weiter betrieben, weil man einfach nicht aufhören KANN: Auch wenn der Wert der Investitionen niemals die geplanten Maßstäbe erreichen wird, muss durch ständige Optimierungen zumindest ein Mindestmaß erwirtschaftet werden.
Fakt ist: Fracking ist für mich nach wie vor ein Spiel mit vielen Unwägbarkeiten. Dafür habe ich einfach zu viele Projekte gesehen, die in der Realität nicht das hergeben wollten, was man vorher in Excel ausgerechnet hatte. Trotzdem wird es die Industrie weiterhin geben und sie wächst sogar. Die Zutaten für das Fracking werden daher zukünftig wohl sogar noch stärker nachgefragt.
Und an dieser Stelle wird Fracking auch für Sie interessant: Investieren Sie nach dem Hacke-Schaufel-Prinzip lieber in die Zulieferer der Fracking-Industrie, als sich dem Risiko einzelner Projekte auszusetzen! Wie, das erfahren Sie im Rohstoff Investor.
Herzliche Grüße
Andr Doerk, Chefredakteur Rohstoff Investor
Fracking lohnt erst...
von Miriam Kraus
"Die Ausbeutung von Schiefergas durch Fracking (Anm.: auch in
Europa) lohnt ...erst dann, wenn die europäischen Gaspreise um
mindestens 50 Prozent steigen."
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung im Zeit-Artikel "Amerika im Gasrausch" vom 14.02.2013