Sehr interessante Beiträge in den letzten Stunden hier zur Frage:
Was ist die Ursache für, ich nenne es mal "geringere Verführbarkeit" oder Manipulierbarkeit.
Ist es der IQ?
Ist es das Maß der Angst?
Ist es die Obrigkeitshörigkeit?
Der eigene Tellerrand?
Die formale Bildung?
...
Der gesunde Menschenverstand?
Das Bauchgefühl?
Bis hin zur Neugier, hinter den Vorhang schauen zu wollen? (Sehr gut ausgedrückt von @txlfan !)
Das entspricht der Idee von Platons Höhlengleichnis.
Alle Faktoren haben meiner Meinung nach ihre Berechtigung.
Und zusammen wirken sie, gepaart mit eigener Denkfähigkeit, Bereitschaft "gegen den Strom zu schwimmen",
Innerer Kraft, Ruhe und Gelassenheit, um sich auch auf Diskussionen einzulassen.
Ich denke aber auch, daß prägende Erlebnisse in der eigenen Biografie relevant sind, anhand derer man gelernt hat Fragen zu stellen, zu zweifeln, und zu verstehen, daß es wahrscheinlich mehr als nur eine einzige (nämlich die eigene) Wahrheit gibt.
Damit bewegen wir uns fast schon auf philosophischem, erkenntnistheoretischem Terrain.
Es tut mir Leid, wenn es jetzt wieder ein etwas längerer Beitrag wird, ich will exemplarisch eines von vielen Erlebnissen aus meiner "Bildung" schildern, die zusammen bewirkt haben, daß ich heute hier im GSF umgeimpft poste.
Ich hatte Mitte der 90er Jahre das große Glück an einem "systemisch-konstruktivistischen Planspiel" der Uni Köln über drei Tage an einem abgeschiedenen Ort mit rund 200 Studenten teilnehmen zu dürfen und mit meiner Gruppe von 10 Studis auch einen Zeitraum von einem Nachmittag konzeptionell zu planen und durchzuführen.
Das Haupt-Thema war "Wahrheit". (Das Setting war banal, und zugleich verfänglich: "Liebe")
Wir haben uns entschieden, eine Pressestelle zu sein, die die "Wahrheit" verkündet.
Unser eigenes Credo war: Hauptsache reißerisch, fälschen und verfremden, was das Zeug hält, das wurde nach außen aber nicht kommuniziert. Unser herausgegebenes Blatt hieß: EXZESS aktuelle News.
Wir hatten drei "Reporter" die losgingen, Umfragen machten, O-Töne einholten.
Die Redaktion war fleißig dabei im 10 Minuten-Takt diese Informationen zu "bearbeiten", zu verkürzen, aus dem Zusammenhang zu reißen, mit erfundenen reißerischen Überschriften zu versehen, durch unsere angeschleppten Tintenpisser zu jagen, und als Wandzeitung zu veröffentlichen.
Wir ließen einen ganzen Nachmittag 190 Studenten als "Puppen tanzen". Aufgrund unserer bewußten Falschmeldungen, verfeindeten sich sogar zwei Gruppen.
Es stand immer eine riesige Traube von Studenten vor der Pinnwand und wartete begierlich auf die neuesten Meldungen.
Wir kamen gar nicht so schnell hinterher, uns irgendwas auszudenken, zu schreiben und zu drucken...
Um Punkt 18:00 Uhr war die "Planspielebene" beendet und wir haben nach dem Abendessen über zwei Stunden alle 200 Studenten darüber aufgeklärt, was heute Nachmittag gelaufen ist, was wir gemacht haben, was unser Ziel war, usw.
Ich selber brauchte nach diesem Wochenende ungefähr 3 bis 4 Tage, um mich wieder halbwegs in der "normalen Welt" zurechtzufinden. Alles erschien mir wie ein riesiges Planspiel, überall sah ich Manipulationen...
Ich wurde nie mehr normal...;)
Grüße vom f